Sonntag, 22. März 2015

Kortison oder kein Kortison? Das ist hier die Frage...

Eines der Gespräche in der Kur, das mir noch am meisten in Erinnerung geblieben ist, war das mit dem Chefarzt Dr. Stachow in der ersten Woche auf Sylt. Nach der Untersuchung und kurzen Absprache mit unserer behandelnden Ärztin fragte er uns Eltern als erstes "Was wünschen Sie sich denn eigentlich?". Und ich antwortet ziemlich überzeugt "Dass wir die Haut einigermaßen in den Griff kriegen - OHNE Kortison". Darauf erwiderte er "Gut, dann machen wir das erst mal so - Kortison können Sie zu Hause auch drauf schmieren, die bisherige Therapie scheint ja schon gut anzuschlagen.", Ich muss zugeben, dass ich echt überrascht war. Dachte ich doch, dass man uns in der Kur einfach Kortison in die Hand drückt und dann wird das schon. Aber genau das wollten wir eben nicht. Hatten wir schon zu Hause versucht, hat nicht wirklich was gebracht.

Mittlerweile bin ich ja um einiges schlauer was das angeht, etwa dass wir das Kortison "falsch" eingesetzt haben. Oder auch, dass Kortison wenn man es "richtig" einsetzt gar nicht so schlimm ist (okay, dass ist jetzt stark vereinfacht - aber darum kümmer ich mich ein anderes Mal).

Jedenfalls hat es tatsächlich geklappt und wir haben M.s Haut komplett ohne den Einsatz von Kortison wieder in einen wirklich respektablen Zustand zurück geholt. Daher möchte hier jetzt einmal beschreiben was wir denn nun genau tun, um diesen Zustand beizubehalten.

Da wäre zum Einen das Baden. In der ersten Woche der Kur war M. täglich baden, in einem speziellen Bad mit einem Eichenrindezusatz (Kaliperbad ist der Fachausdruck), der die Entzündungen und den Juckreiz lindern sollen. Da es außerdem stark austrocknend wirkt, muss direkt nach dem Bad gecremt werden.
Damit kämen wir auch schon zum zweiten Punkt: das Cremen. Zu Beginn der Kur geht man zwei Mal täglich ins Schwesternzimmer, um das Kind eincremen zu lassen, Schon bald hat man aber ersten genug vom Warten und zweitens traut sich das dann auch selbst zu, so dass man das Eincremen auch auf dem Zimmer selbständig machen kann.
Was wird gecremt? Man kann 3 Stufen der Pflege unterscheiden, Stufe 1 ist die Basispflege, Stufe 2 sind Cremes mit Wirkstoff, die aber kein Kortison oder ähnliches enthalten und Stufe 3 sind dann entsprechend die Cremes mit Kortison oder anderen Wirkstoffen.

Bereits vor der Kur kannten wir, da wir hier in sehr guter medizinischer Betreuung sind, schon die Basis-Pflege UEA (Unguentum Emulsificans Aquosum). Auf Deutsch wasserhaltige hydrophile Salbe. Ist eigentlich lediglich eine Basiscreme, die Apotheker nutzen, um pflegende Stoffe unterzumischen aber für Neurodermitis-Haut zum täglichen pflegen sehr gut geeignet. Andere nutzen sicher eine andere Creme aber wir kommen damit sehr gut aus. Zusätzlich kennen gelernt haben wir noch die verschiedenen Lotionen und Salben von HansKarrer (c), mit und ohne Mikrosilber. Diese Lotionen werden also mindestens 2 Mal täglich, bei Bedarf auch öfter auf die entsprechenden Hautstellen aufgetragen.
Darüber, denn die Basipflege zieht schnell ein, cremt man dann eine Creme/Salbe/Lotion mit dem entsprechenden Wirkstoff.Wir bekamen eine Zinkpaste, die mit Ichtyol (Schieferöl) versetzt war. Die Paste ist all das was man sich nicht gern auf die Haut schmiert: sie ist eher fest, grau und stinkt leider erbärmlich. Aber nachdem wir aus "Stinkecreme" einfach "Zaubercreme" gemacht haben, war das alles kein Thema mehr. Ich glaube, M. hat auch einfach gemerkt, dass die Paste hilft und der Gestank kommt uns heute auch gar nicht mehr so schlimm vor. Über die eingecremten Stellen gab es dann noch Schlauchverbände, so ist der Geruch nicht so stark aber vor allem werden die Kleider nicht so schmutzig. Die Schlauchverbände kann man auch leicht befeuchten, so wirkt die Creme noch besser, das machen wir vor allem nachts, wenn der Juckreiz doch mal wieder zu stark sein sollte.

Diese Prozedere von Baden und Cremen halten wir auch weiterhin brav durch, täglich 2 Mal cremen und mindestens 2, eher 3 Mal die Woche baden. Zusätzlich halten wir auch weiterhin Diät, olligo-allergen, wir achten darauf was sie isst und führen Buch. Direkt nach der Kur war das recht schwierig, da wir mit etwa 20 Lebensmitteln insgesamt auskommen mussten. Mittlerweile sind wir schon fast wieder auf Normal-Niveau.Seit letzter Woche isst M. auch schon wieder oft im Kindergarten mit und ich traue mich auch wieder mal ein Brot zu kaufen, statt immer selber zu backen.


2 Kommentare:

Simone hat gesagt…

Hier sind nur einige von Nebenwirkungen der Cortison: Hochdruck, Erhöhung von Blutzucker, Gewichtsentwicklung, Osteoporose, erhöhte Infektanfälligkeit usw. Mein Hautarzt hat mir die Salben mit Cortison gegen meine Nagelpsoriasis verordnet. Diese habe ich jedoch abgelegt.

Christian hat gesagt…

Es gibt eine "richtige" Art, Kortison zu verwenden? Ich wäre sehr interessiert zu hören, was ihr / der Arzt darunter versteht.